Weit weit weg, in einem
Milchstraßensystem, das wir von der Erde aus nicht sehen
können, gab es ein kleines Sternlein namens Marsius. Er war so
klein und unscheinbar zwischen all den großen und kleinen Sternen
dort. Jeden Tag ärgerte er sich mehr darüber, nicht so
strahlend zu sein wie seine Nachbarsterne. Diese leuchteten so stark ,
daß man sie in weiter Ferne noch sehen konnte.
Doch was Marsius nicht wußte, er war ein Sternenbaby, gerade erst
geboren und daher noch so klein und ohne Strahlenkranz.
Leider hatte Marsius keine Geduld, sonst wäre er nach
längerer Zeit des Wachsens auch zu einem schönen, leuchtenden
Stern geworden.
Eines Tages beschloß dieses kleine Sternenbaby das
Milchstraßensystem zu verlassen, um sein Licht zu suchen.
Irgendwo dort draußen mußte es doch ein Licht geben, das zu
ihm gehörte.
Somit löste er scih von seiner gewohnten Stelle, verabschiedete
sich von den Sternennachbarn und flog dem Ende seiner Milchstraße
entgegen. Nach vielen, vielen Zeitstunden und Lichtjahren gelangte
Marsius ans Ziel und freute sich riesig. Endlich, bald werde ich mein
Licht finden und genauso strahlend sein wie meine Nachbarn.
Er flog freudig wieter, vorbei an riesigen runden, ovalen,
verschiedenfarbigen Planeten mit Strahlenkränzen oder mit
leuchtenden Feuerfunken; doch ein einsames Licht, ohne Besitzer gab es
nicht.
Hoppla, ein Stoß, was war denn das?
" Entschuldige bitte", murmelte ein felsenähnlicher Brocken, " Ich
habe nicht aufgepaßt. Ich bin ein Stück eines verloschenen
und explodierten Planeten, Meteoriti ist mein Name. Es kann sein das
ich eingeschlafen bin, denn ich bin schon sehr lange auf der Suche nach
einem Zuhause. Kennst Du denn eine Stelle, wo ich mich niederlassen
kann?"
" Tut mir leid, ich komme nicht weit von hier und bin auf der Suche
nach meinem Licht. Ich bin so unscheinbar und klein, möchte aber
strahlen wir meine Nachbarsterne. Fliege doch weiter zu meinem
Milchstraßensystem, direkt hinter all den vielen Planeten,
vielleicht ist ja dort noch ein Platz für Dich. Hast Du denn kein
Licht ohne Besitzer gesehen, auf Deiner langen Reise?"
"Nein", sagte Meteroriti, "danke für Deine Hilfe".
Gleich darauf flog Meteroriti im Schwarm der tausend anderen
Meteritenstücke weiter, die Marsiuses Milchstraßensystem
entgegen flogen. Es würde aber noch lange dauern, bis sie dort
ankommen würden.
Vielleicht haben sie sich ja auch verflogen, denn angekommen sind sie
dort nie.
Na ja, dachte Marsius, Meteoriti war ja auch ein Stern ohne Licht, aber
ich werde mein Licht schon finden. ganz bestimmt.
Als er nun so im Weltall weiterflog, machte es plötzlich "Zisch"
und ein Stern mit einem strahlenden Lichterschweif flog schnell an ihm
vorbei. Toll, dachte Marsius, dieser Stern braucht doch sicher diesen
Lichterschweif nicht, vielleicht schenkt er ihn mir ja.
Schnell drehte Marsius sich um und wollte diesem Stern folgen. Doch das
war gar nicht so einfach, denn dieser Stern war blitzschnell. Als
jedoch einen Planeten zweimal umrunden wollte, hielt Marsius ihn
freundlich an.
"Hallo schöner Stern. Du hast ja einen schönen
lichterschweif, brauchst Du ihn denn? Ich heiße Marsius und bin
auf der Suche nach meinem Licht. Kannst Du mir Deinen Schweif schenken?
Dann könnte ich nach hause fliegen und strahle wie meine
Nachbarsterne". " Laß mich blos in Ruhe", pöbelte der Stern.
"Ich bin ein Komet und brauche den Schweif, sonst würde ich ja
aussehen wie Du, wie ein einfacher Stern. Ich hab es eilig". Mit diesen
Worten zischte der Komet blitzschnell davon.
Der war aber böse und seine bösen Worte machten Marsius sehr,
sehr traurig. Auch diesem Stern gefalle ich nicht, dachte er. Mit
diesen Gedanken flog das Sternenbaby schnell weiter, um sein Licht zu
finden.
Nach einer langen Reise errreichte Marsius ein neues
Milchstraßensystem. Dort flogen so komische Geräte aus Stahl
mit lanegen Antennen und blinkenden Lichtern um einen
wunderschönen blauen Planeten, den wir hier unten Erde nennen. Das
wußte Marsius aber nicht. Er flog zu einem dieser geräte,
das dauernd blinkte und fragte es, ob es denn kein Licht für ihn
übrig hätte. Doch dieses Gerät blieb stumm und
antwortete dem kleinen Sternlein nicht.
Schade, dachte der kleine Stern, ich hätte mich gerne mit ihm
unterhalten, aber mit Satelliten kann man nicht sprechen. Sie senden
und empfangen nur Nachrichten und Signale von der Erde und senden
sie nach dort weiter.
Plötzlich sah er einen leuchtenden, gelben Planeten, mit
müden Augen.
"Hallo schöner großer Planet. Du strahlst aber weit und hast
soviel Schönheit durch Dein Licht. Ich bin Marsius, ein kleiner
Stern von einerm anderen Milchstraßensystem. Da ich so klein und
unscheinbar bin suche ich mein licht, damit ich genauso strahle wie
meine Sternennachbarn. Du hast doch so viel Licht, kannst Du mir nicht
etwas davon geben?".
"Nein", brummtelte der große Planet müde. "Ich bin der Mond
und brauch mein Licht , damit dort unten auf dem Planeten Erde, die
Natur, die Pflanzen, Tier- und Menschenwelt nicht aus dem Gleichgewicht
kommt. Durch mich entethen Ebbe und Flut und es wird Nacht. Die Natur
und die Lebewesen da unten brauchen mich und mein Licht also. Fliege
nun weiter kleiner Stern, denn ich muß weiterziehen, damit es
auch an einer anderen Stelle des Planeten Nacht wird." Mit diesen
Worten schloß der schöne Mond wieder seine Augen und begann
weiterzuziehen.
Schade, dachte Marsius, etwas Licht hätte er mir ruhig abgegben
können, das wäre doch sicher nicht aufgefallen.
Als er nun noch seinen gedanken nachhing, wurde es plötzlich
schecklich heiß. Mit einem Mal stand der größte
Lichterplanet vor ihm, den er je gesehen hatte.
Feuerfunken flogen ihm entgegen und es wurde immer heißer.
"Du bist aber groß und leuchtend. Du hast sicher etwas Licht
für mich übrig. Ich bin ein kleiner Stern auf der Suche nach
seinem Licht", sagte Marsius aufgeregt zu diesem riesigen Planeten.
"Hallo, kleiner Stern", antwortete dieser und freundlcie Augen schauten
ihn an. "Man nennt mich Sonne und ich brauche das vile licht, damit auf
diesem Planeten dort unten der Erde, alles wächst und gedeiht.Ohne
mich, mein Licht und meine Wärme könnte dort unten keine
Pflanze und kein Lebewesen überleben. Leider machen die Lebewesen
dort unten ihren Planeten selber kaputt.
Vielleicht in jahrmillionen Lichtjahren, wenn es diesen Planeten nicht
mehr gibt, kann ich Dir etwas Licht abgeben. Komme doch dann noch
einmal vorbei kleiner Stern". Lächelnd zog die Sonne weiter.
"Danke, liebe Sonne, aber das dauert mir viel zu lange".
Nirgendwo gab es ein Licht ohne Besitzer und der kleine Stern wurde
traurig. Er hatte Heimweh nach seinem Milchstraßensystem und
seinen großen, strahlenden Nachbarsternen.
Ich glaube, ich werde mein Licht nie finden und immer klein und
unscheinbar bleiben, dachte Marsius. Ich kann also nach Hause fliegen,
da wo ich hingehöre.
Somit machte er sich auf den langen Weg nach Hause. Er flog wieder aus
den neuen Milchstraßensystemen heraus, vorbei an den vielen
schönen und großen Planeten, die er bei der Hinreise gesehen
hatte.
Nach längerern Zeit- und Lichtjahren erreichte er wieder sein
Milchstraßensystem. Als er nun müde von der langen Reise
seine Sternennachbarn begrüßte und sich an seinen gewohnten
Platz setzte, schauten die Nachbarn ganz verduzt. Marsius sagte zu
ihnen: "Hallo Sternenachbarn, ich bin wieder zu Hause. Leider habe ich
mein Licht nicht gefunden und muß so klein und unscheinbar
bleiben wie bisher".
"Ja wer bist Du denn? So einen schönen, großen und
strahlenden Stern, wie Du es bist, kennen wir nicht. Dieser Platz
gehört Marsius, dem Sternenbaby, das vor langer Zeit wegflog um
sein Licht zu suchen", antworteten die Nachbarn.
Marsius schaute an sich herunter und konnte es kaum glauben. Durch die
lange Suche nach seinem Licht und die dabei vergangene Zeitspanne, war
aus dem Sternenbaby ein schöner und erwachsener Stern geworden. Er
war größer und heller wie seine Sternennachbarn und man
konnte sein Licht auch noch in weiter Ferne sehen. Endlich hatte er das
gefunden, wonach er so beharrlich gesucht hatte. Stolz stand er nun an
seinem gewohnten Platz in seinem Milchstraßensystem und leuchtete
noch sehr lange Zeit so hell und strahlend.
Wenn man also an Etwas glaubt, beharrlich daran festhält und lange
genug danach sucht, wird man alles im Leben erreichen, auch wenn etwas
Zeit vergeht.
Geschrieben von Deiner Mutter. Für Pascal meinen lieben Sohn, den
sie sehr, sehr lieb
hat.
14.09.1995